Ein Film, der bewegt
Schüler*innen erleben die Geschichte von Truus Wijsmuller bei 'Mindener Movie & Talk'
Anlässlich des Holocaust-Gedenktages haben sich die 10. Klassen des Herder-Gymnasiums im Kulturzentrum BÜZ im Rahmen des Projekts „Mindener Movie & Talk“ den Dokumentarfilm „Truus‘ Children“ angesehen und sich anschließend mit den Regisseurinnen über den Film ausgetauscht. Er erzählt die berührende Geschichte der Niederländerin Truus Wijsmuller, die während des Zweiten Weltkriegs 10.000 jüdischen Kindern das Leben rettete, indem sie Evakuierungstransporte nach England organisierte.
Im Film kommen Überlebende zu Wort, die als Kinder durch Truus Wijsmuller vor den Nationalsozialisten fliehen konnten. In emotionalen Interviews berichten sie von ihren Erlebnissen: vom Abschied von ihren Eltern über die absolute Willenskraft mit der Truus Wijsmuller die Flucht der Kinder organisierte bis hin zu dem Glück eines der Kinder zu sein, die dank ihr gerettet wurden und den Holocaust überlebten. Insbesondere die in dem Film geschilderte Rettung von 74 Kindern kurz vor der Kapitulation der Niederlande geht unter die Haut. Es wird beindruckend berichtet, wie sie auf einem der letzten Schiffe, die den Hafen verlassen durften, nach England gelangten. Diese Einzelschicksale werden im Film bewegend erzählt und sind nur ein kleiner Ausschnitt der vielen Rettungsgeschichten, die Truus Wijsmuller möglich machte.
Die Schüler*innen der 10. Klassen waren tief bewegt von den Schilderungen der Zeitzeugen im Film und ihren persönlichen Erlebnissen. Eine Schülerin sagte nach dem Film: „Es ist unfassbar, wie viel Glück diese Menschen damals hatten, dass sie gerettet wurden.“
Im Anschluss an die Filmvorführung schalteten sich die beiden Regisseurinnen des Films Pamela Sturhoofd und Jessica van Tijn live aus Amsterdam dazu. So konnten die Schüler*innen direkt mit den Filmemacherinnen sprechen und mehr über die Entstehung des Films erfahren. Dabei war es für die Schüler*innen besonders beeindruckend, dass die Regisseurinnen in viele verschiedene Länder reisten, um mit den geretteten Kindern und deren Familien zu sprechen. Die Interviews und die umfangreiche Recherche dauerten insgesamt vier Jahre, in denen die beiden viele persönliche Begegnungen hatten. „Es war eine sehr lange Reise. Es ist uns aber sehr wichtig, den Überlebenden eine Stimme zu geben und ihre Erfahrungen mit der Welt zu teilen“, erzählten sie in der Videokonferenz.
Die Schüler*innen waren verwundert, dass Truus Wijsmuller in Deutschland so wenig bekannt ist, obwohl sie eine so zentrale Rolle bei der Rettung so vieler Menschen spielte. Die Regisseurinnen ergänzten, dass sie auch in den Niederlanden eher unbekannt war, weshalb sie ihre Geschichte unbedingt erzählen wollten. „Sie ist ein wichtiger Teil der Geschichte des Widerstands, aber auch der Geschichte der Menschlichkeit. Wir hoffen, dass der Film dazu beiträgt, ihre Leistung in der Welt bekannter zu machen“, erklärten die Regisseurinnen.
Insgesamt war der „Mindener Movie & Talk“-Abend eine sehr berührende und aufschlussreiche Veranstaltung, die nicht nur das Thema des Holocausts aufgriff, sondern auch die Bedeutung des Engagements einzelner Menschen in schwierigen Zeiten betonte. „Der Film hat mir gezeigt, dass auch einzelne Menschen viel verändern können. Das finde ich sehr inspirierend“, fasste eine Schülerin am Ende zusammen.
Wir freuen uns schon auf die nächsten „Mindener Movie & Talk“-Veranstaltungen.
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