„Spirit of the season“
Der Geist der Weihnachtszeit weht durch die Herder-Aula
„Let‘s sing a song of christmas“ – so lautet der Titel des Auftaktes des diesjährigen Weihnachtskonzertes in der vollbesetzten Aula, das mit den „Herder-Singers“ (Leitung: Nina Doormann) von den jüngsten Darbietenden stimmungsvoll eröffnet wird. Dass der musikalische Nachwuchs nicht nur ambitioniert, sondern auch gekonnt ans Werk geht, beweist die ebenfalls erst elfjährige Nina Kaiser im vierhändigen Duett mit Pauline Heise am Klavier. Enya Drexelius gibt diesmal Sias „Snowman“ stimmlich sicher und verblüffend nah am Original zum Besten.
Warum stehen die Sängerinnen des Vokalpraxiskurses bloß im Dunkeln? Ihren selbst ausgewählten Titel „Flashlight“ präsentieren sie mit Unterstützung von Taschenlampen – logisch.
Ungewöhnlichere Klavierklänge von Sergej Prokofjew lassen aufhorchen: Laura Dadkoush ist eine bereits feste und gern gehörte Größe bei den Konzerten des Hauses, ebenso wie ihre Schwester Clara an der Geige, die zusammen mit Pauline Heise (diesmal Flöte) sowie Greta Horstmann am Cello ein Trio von Franz Danzi darbietet. Danach Debussys „Arabesque No. 2“, gespielt von Fenja Deimel – was für eine bewegende Musik! Gleiches gilt für die gefühlvolle Interpretation von „Goddess“ durch die Sängerin Asmina Renneberg, ein moderner Jazzpop-Song von Laufey, gekonnt begleitet von Pauline Heise am Klavier.
„Spirit of the season“ – unter diesem Titel lässt sich natürlich zunächst einmal Vieles unterbringen. So verweist Nina Doormann, die durch das Programm führt, auch gleich zu Beginn auf die musikalische Vielfalt, die über einen weihnachtlichen Rahmen hinausgehen würde. Also wie steht‘s mit dem Geist der Jahreszeit? „Autumn Leaves“ – ja warum denn nicht? Noch ist schließlich Herbst und wir hätten ungern auf die schöne Interpretation durch den von Nina Doormann geleiteten Vokalpraxiskurs verzichtet. Mit „Carol of the Bells“ kommen wir aber der Weihnachtsstimmung wieder ganz nah. Wie sehr „Last Christmas“ bereits im kollektiven Musikbewusstsein verankert ist, lässt uns Kuoran Bai erfahren: Als reiner Klavierbeitrag geplant, stimmt das Publikum textsicher mit ein; die Pianistin nimmt’s mit Humor! Im Duett mit David Rapp am Cello präsentiert sie danach eine beeindruckende Fassung von Piazollas „Libertango“. Frisch, dynamisch und atemberaubend virtuos gelingt Fenja Deimel und Leonard Doormann die vierhändige Mozartsonate, bevor das von Annalena Klee angeleitete Schulorchester den farbenfrohen Ausklang gestaltet. Bei dem abschließenden „Polarexpress“-Medley lässt sie sich souverän von Leonard Doormann am Dirigentenpult vertreten.
Langanhaltender Schlussapplaus lässt erahnen, dass der „Spirit of the season“ die Zuhörer erreicht hat.
(Marten Hanke)
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