Das Rathaus brennt, viele Menschen schreien, laufen wild durcheinander. Zahlreiche Gebäude stürzen ein und es herrscht absolutes Chaos. Wo ist das?, Ist das hier in Minden? Wer ist das? Was geht der Person durch den Kopf? Und was macht ihr so große Angst?“ – mit diesen Fragen beginnt das Rollenspiel von Kiana, Lucy, Milena und Pauline, das sie anlässlich der Gedenkveranstaltung 80 Jahre Bombenangriff auf Minden erarbeitet haben. Im Mittelpunkt steht die Lebensgeschichte und Erfahrungen von Ilse Finkeldey, der Mindener Ehrenbürgerin, die den Bombenangriff Ende März 1945 selbst miterlebt hat. Das von der Stadt Minden organisierte Gedenken, gemeinsam mit der Ratskirche St. Martini und der Domgemeinde sowie dem Stadtheimatpfleger fand vor dem Rathaus statt und dem Glockengeläut folgte einen feierliche Andacht im Dom.

Was genau passierte damals? Alliierte Bomber warfen am 28. März 1945 Spreng- und Brandbomben mit insgesamt 30 Tonnen Sprengstoff auf Minden ab. Mindestens 180 Menschen starben, viele wurden obdachlos. Am Ende lag der Dom nach einem Volltreffer in Trümmern, das historische Rathaus brannte aus. Die stark getroffenen Häuserzeilen am heutigen Scharn brannten nieder und verschwanden später aus dem Stadtbild. Viele Häuser in der Oberen Altstadt und der Innenstadt wurden zunächst nur notdürftig oder auch gar nicht wiederaufgebaut. Schon bei Angriffen vorher wurde der Mittellandkanal getroffen und lief aus. Das Wasser flutete im Oktober 1944 auch die Luftschutzkeller einer Fabrik, in denen viele Schutzsuchende ertranken. Die Weserbrücke wurde von den sich zurückziehenden deutschen Truppen gesprengt. Eine Schreckensbilanz, die bei einer Gedenkstunde an den Bombenangriff vor 80 Jahren noch einmal vergegenwärtigt wurde. Auch einige Zeitzeugen waren anwesend.

Grundlage für den Gedenkbeitrag der vier Schülerinnen war eine Comic-Zeichnung aus dem Jahr 2017 die die Geschichte und das Erlebte von Ilse Finkeldey aufgreift. „Der Lärm war ohrenbetäubend und ich sah, wie unser Haus getroffen wurde“, so Ilse Finkeldeys Erinnerungen. Ihr Glück war damals, dass sie nach draußen rannte, als der Angriff lief – und nicht in den Keller, diese Entscheidung rettete ihr das Leben. Am Ende betonen die Schülerinnen, dass heute hier vor Ort zu stehen und an die vielen Opfer und die große Zerstörung zu denken, in uns allen ein beklemmendes Gefühl auslösen. Sie verweisen auf die Europäische Friedensuhr in der Mindener Innenstadt. „Sie ist ein großes Zeichen der Hoffnung für uns alle. Sie erinnert uns jeden Tag, wenn wir an ihr vorbei gehen, wie wichtig es ist Frieden zu schließen und Frieden zu halten.“

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